Anstand versus Spießigkeit

Ich bin gerade nach Hause gekommen und musste leider wiederholt feststellen, dass „mein“ Parkplatz von jemand anderem besetzt war. Und hier fängt mein Konflikt an!
Ich bin nicht spießig, aber das sagen viele von sich selbst. Aber wenn ich einen persönlichen Parkplatz zu meiner Wohnung zähle, für den ich auch jeden Monat Miete zahle, dann habe ich innerlich den Anspruch ihn auch jeder Zeit nutzen zu können. Ob ich nun in der Mittagspause oder eben mal vor 19 Uhr nach Hause komme.
Ich sitze also in meinem Auto und gebe dem parkendem Mitmenschen noch durch Hupen die Gelegenheit sein Fahrzeug umzusetzen. Natürlich kommt niemand und ich nehme widerwillig den freien Parkraum auf der Straße als Alternative. Wie immer möchte ich dem jetzt noch mehr „geliebten Mitmenschen“ meinen Verdruss zum Ausdruck bringen, und setze einen kleinen Brief auf. Ich weise ihn darin darauf hin, dass es mein durch Miete reservierter Parkplatz ist (nicht dass da auch ein Schild steht…), ich ihn beim nächsten Mal zu seinen Kosten abschleppen lasse (dass darf ich sogar, auch wenn es dann ggf. vor Gericht geht) und bedanke mich für sein Verständnis. So gerüstet, und nicht besser gelaunt, gehe ich wieder zu meinem Stellplatz und stelel fest, dass das Fahrzeug jetzt auf einmal weg ist. Nicht einfach umgeparkt, nein, es ist weg. Das erlebe ich jetzt zum x-ten Mal und so langsam reicht es mir.
Wenn es immer das gleiche Fahrzeug wäre, wäre es mir ein Leichtes den Halter ausfindig zu machen und mit ihm mein Problem zu besprechen. Aber nein, es sind immer wieder andere Fahrzeuge (meine Vermutung aber der gleiche Fahrer), teils geleaste Fahrzeugen aus unserem hier in Ingolstadt ansässigen Konzern…
Was ist nun das Richtige? Oder bin ich doch spießig? ….Ich finde nicht!

Ich denke jetzt wieder an mein Lebensmotto. Ich werde nicht, oder nur in Ausnahmefällen und dann auch so, dass ich mein Fahrzeug SOFORT weggefahren werden kann, reservierte Stellfläche benutzen. Denn ich finde es unverschämt und anstandslos.

Mein nächster Schritt sieht nun wie folgt aus: Ich werde meinen Nachbarn einen kleinen Zettel in den Briefkasten werfen. Ich werde auf mein Problem hinweisen, meine Sichtweise schildern und auch die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Gespräch eröffnen.
So schwer kann es doch nicht sein ein bisschen Rücksicht auf andere zu nehmen. Und wenn ich damit doch spießig wirken sollte, dann ist es eben so.

Wie war das heute..?? Wir Deutschen haben für andere Länder oder Kulturen komische Marotten.
Wir sind so kühl, so strebsam und wohl auch „spießig“. Aber verdammt noch mal, wir sind auch erfolgreich! Und es gibt, glaube ich mehr Leute und Länder auf der Welt, die wenn sie ehrlich sind, sein wollen wir, nämlich erfolgreich, als umgekehrt. Und aktuell werden wir von der EU und den USA für unsere erfolgreiche Wirtschaft an die Wand gestellt. Verdrehte Welt….

Also ich werde wieder einmal versuchen den Rest der Welt von meiner Sicht der Dinge zu überzeugen, als dass ich weiter meinen Ärger herunterschlucke. Wenn mich etwas stört, will ich mindestens darüber reden, wenn nicht sogar es verändern. Und wenn es diesmal mein unbekannter Stellplatz-Missbraucher ist, dann AUF IN DEN KAMPF! 😉

 

2 Gedanken zu „Anstand versus Spießigkeit“

  1. Deinen Verdruß mit dem Parkplatz kann ich gut nachvollziehen, das Problem hatte ich auch schon des Öfteren. Und es nervt einfach nur, wenn man nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt und dann auch noch so einen Vollpfosten auf seinem Parkplatz hat. Einfach ein paar Minuten auf der Hupe bleiben, das hilft. Ich spreche aus Erfahrung. Deine Überleitung von dem Parkplatzthema zum erfolgreichen Deutschen finde ich interessant. Was ist denn Erfolg? Wie genau definierst du das?

  2. … was ist Erfolg???… oder besser, was meine ich mit dem aktuellen Erfolg von Deutschland…
    In diesem Sinne ist Erfolg klar messbar. Es werden für verschiedene Länder oder Regionen Statistiken herausgeholt, Kennzahlen ermittelt und dann miteinader verglichen. Und im Allgemeinen wird dann eine „subjektive Messlatte“ angelegt und bewertet. Und so wie es zur Zeit mit Deutschland gemacht wird, kommen wir in diesen Bewertungen gut weg.
    Ich will damit aber nicht sagen, dass ich persönlich all diese Kriterien gut finde. Aber es scheint auszureichen um ein „EU-Verfahren gegen Deutschland“ in Betracht zu ziehen.

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